Ancilla
Iuris
Form und Funktion rabbinischer Responsen – eine rechtsvergleichende Perspektive
Form and Function of Rabbinic Responsa – Comparative Law Perspectives
Abstract
Eine strukturierte Darstellung der rabbinischen Responsenliteratur unter einem vergleichenden Aspekt ist ein aus mehreren Gründen schwieriges Unterfangen. Zum einen liegt es in dem Umfang dieser Literatur, die das jüdische Schaffen seit – je nach Definition – 1000 bis 1500 Jahren begleitet; die Menge der Responsen wird auf mehrere Tausend gedruckte Bände geschätzt (Shmuʾel Glick geht in seiner neuesten Bibliographie von weit über 4000 Responsensammlungen aus), wobei jedes Jahr einige neue dazukommen. Die Anzahl einzelner Responsen ist mit Sicherheit auf mehrere Hunderttausend zu schätzen, wobei wiederum nur gedruckte Responsen gezählt werden und die unüberschaubare Menge der heute im Internet gegebenen „Antworten“ nicht mitgezählt werden kann. Diese gewaltige Anzahl von Werken, die, je nach unterschiedlichen Kriterien, zu der Responsenliteratur gezählt werden können, führt zwangsläufig dazu, dass bei der Beschreibung dieser Gattung beinahe jede beliebige Aussage sowie ihr Gegenteil gemacht werden können, ohne dass man Gefahr laufen würde, diese nicht durch einschlägige Belege aus dem Ozean dieser Literatur untermauern zu können.
A structured presentation of the rabbinic response literature from a comparative law perspective is difficult for several reasons. One issue is the extent of this literature, which has accompanied the Jewish oeuvre for – depending on how defined – 1000 to 1500 years; the number of responsa is estimated to fill several thousand volumes (Shmuʾel Glick supposes in his newest bibliography that there exist far more than 4000 collections of responsa), with new additions each year. The number of individual responsa surely lies somewhere in the several hundred thousand, and that’s counting only the printed responsa, not the vast amounts of answers to halakhic questions offered online today by many Rabbis. This tremendous number of works that, depending on the criteria, can be counted among the response literature necessarily leads to a point where almost any statement could be found alongside its opposite in descriptions of this genre; and there would be no risk of not finding a reference in this ocean of literature to substantiate both.