Ancilla
Iuris
Rechtliche Regelungen der Eheschließung in Nahverhältnissen (Verwandtschaft u.ä.) in rabbinischer Halacha
Legal Regulations of Marriage in Affinity Relationships (Kinship, etc.) in Rabbinic Halacha
Abstract
Eheregeln der Halacha folgen einer via negativa entlang diverser Verbote, wie man sich in der Ehe bzw. Sexualleben nicht verhalten soll. Positiv-erzieherische Aspekte werden indirekt in den Midraschim weiterentwickelt. Im Vordergrund jedoch steht die Bildung einer Verwandtschaft, die ihre Reinheit durch Distanzierung von Inzest und Perversion zu erreichen sucht. In derselben Kategorie werden beispielswiese auch Zoophilie ebenso wie Homosexualität subsumiert. Die Distanzierung davon definiert die Grenzen der heiligen Gemeinde, die als Gesamtheit für Abweichung (Sündigkeit) im Einzelfall bestraft wird. Der vorliegende Aufsatz bietet eine Übersicht der hierbei in Betracht gezogenen Nah- bzw. Verwandtschaftsverhältnisse. Zudem wird die philosophische Rechtfertigung des Systems durch mittelalterliche Gelehrte behandelt. Diese meta-halachische Fragen beschäftigen Gelehrte bis heute in unterschiedlichen Strömungen des Judentums.
Marriage rules of halacha follow a via negative, making various prohibitions along the way on how not to behave in marriage or one’s sexual life. Positive-educational aspects are developed indirectly in the Midrash. In the foreground, however, is the formation of a kinship that seeks to achieve purity by distancing itself from incest and perversion. In the same category are subsumed, for example, zoophilia as well as homosexuality. Distance therefrom defines the boundaries of the holy community, which as a whole is punished for deviation (sinfulness) in individual cases. The present essay offers an overview of the close relations or affinity considered here. In addition, medieval scholars’ philosophical justification of the system is addressed. These meta-halachic questions occupy scholars to this day in various streams of Judaism.